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Wie die Gier das Gehirn wegfrisst.

Ein kritische Betrachtung über das Geschehen am Finanzmarkt 20. Dezember 2021
Das, was derzeit am Kapitalmarkt geschieht, hat das Potential, Ihre Rente zu ruinieren!

Es ist leider wohl nun tatsächlich so, dass sich die Ratio komplett vom Kapitalmarkt verabschiedet hat. Was derzeit beobachtet werden kann, zeigt erschreckende Ähnlichkeiten mit der Situation vor der Suprime-Krise, oder vor dem Platzen der Dotcom-Blase.

Fear and Greed Index

Der Fear and Greed Index gibt an, wie sich das Sentiment Empfinden, Gemütslage der Investorten darstellt. money.cnn.com.

Ein Wert unter 50 zeigt eher eine Angst an, wohingegen ein Wert über 50 eine Gier anzeigt. Werte unter 25 zeigen extreme Angst, Werte über 75 eine extreme Gier.

Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Blogs ist der Index 69. Wenige Tage davor war er weit über 75.

Es ist sehr viel Gier im Markt.

Die Frage, die sich nun stellt: Ist die Gier denn berechtigt.

Um diese Frage mit Ratio beantworten zu können, schauen wir uns zuerst ein paar Fundamentaldaten des aktuellen Finanzmarktes an.

Ich bin beileibe kein Crash-Prophet. Trotzdem komme ich nicht umhin, mir meine wenigen verbleibenden, grauen Haare zu kratzen.

Viele der obig beschriebenen Fakten, können im besten Fall als problematisch, im schlechtesten Fall aber als katastrophal betitelt werden.

Vor allem die beinahe abartigen Bewertungen von frisch an die Börse gekommenen Assets des Automobilsektors sind ein Warnsignal, das nicht wegdisktuiert werden darf. Zumindest nicht von einem nachhaltig ausgerichteten Investor.

Lassen Sie mich ein paar Fragen stellen, damit Sie erkennen, auf was ich hinaus will:

Es ist selbstredend so, dass die Börse die Erwartungen der Zukunft widerspiegelt, widerspiegeln soll. Aber, auch wenn ich hier den Ärger sämtlicher Tesla-Jünger auf mich ziehe, diese Bewertungen sind kompletter Unsinn. Von der aberwitzigen Bwertung von Rivian grad mal ganz abgesehen.

Es reicht meiner Meinung nach nicht aus, ein vermeintliches Genie an der Spitze eines Konzerns zu haben, um Bewertungen jenseits jeglicher Ratio zu erklären zu versuchen. Selbstredend ist es so, dass sich die Tesla-Autos verkaufen wie warme Semmeln. Auch ist es so, dass es dem Konzern gelungen ist, die Kinderkrankheiten der Autos zu beseitigen. Und es ist zweifelsfrei richtig, dass Tesla unterdessen eine ähnliche Community aufgebaut hat wie Apple mit deren Produkte.

Aber am Ende des Tages sprechen die nackten Zahlen eine andere Sprache. Tesla TSLA hat, zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Blogs, ein P/E-Ratio von 368 und ein Forward-P/E-Ratio von 267.

Das heisst in Worten, der Preis einer Aktie ist soviel Wert, wie der Gewinn des Unternehmens von 370 Jahren. Sorry, das ist pure Spekulation und hat mit Investitionen nichts mehr zu tun.

Selbstredend steht es Ihnen frei, solche Spekulationen zu tätigen. Deklarieren Sie diese aber bitte nicht als Investition, wie dies die Tesla-Jünger zu tun pflegen. Schon gar nicht, wenn Sie auf ein Asset wie Rivian setzen, bei welchen ein Gewinn noch in den fernen Sternen steht, falls überhaupt jemals Gewinn eingefahren werden wird.

Ist die Gier den berechtigt ?

Falls Sie meinen Blog bereits verfolgt haben, dann haben Sie im Beitrag Werkzeuge bereits erfahren, dass Gier am Markt eigentlich nichts zu suchen hat.

Aber es braucht schon fast ein eunuchische Enthaltsamkeit, um nicht von Gefühlen wie FOMO Fear of missing out übermannt zu werden. Wie soll man denn still sitzen bleiben können, währenddessen andere von ihren Buchgewinnen fantasieren? Das eigene Portfolio macht knapp zweistellige Gewinnzuwächse, währenddessen TSLA um 100 Prozent Zuwachs feiert.

Dennoch wird Ihnen Gier hier nicht weiterhelfen. Denn Gier ist nicht nachhaltig.

Die Finanzmärkte sind zu einem einzigen Casino verkommen.

Die grosse Hebelung mit geliehenem Geld Margin Debt am Amerikanischen Markt zeigt die Problematik wohl am besten. Hunderttausende von Kleinaktionären investieren beliehenes Kapital in Assets, deren Unternehmens im besten Fall sogar schon Gewinn abwerfen. In den meisten Fällen tun sie dies mit Call-Optionen.

Dies geht solange gut, solange diese Kurse steigen. Sobald die Kurse fallen, dann werden diese Margin Debts vom Broker auf den Markt geworfen, um sein Kapital zu retten. Der Kleinanleger verliert dabei meist alles.

Tragischerweise sind die derzeit gehandelten Kurse eine Art selbsterfüllende Prophezeihung. Die Broker der Call-Optionen müssen sich, um ihr Risiko zu hedgen, mit Aktien der Firmen eindecken. Und dies treibt seinerseits den Preis der Assets. Und je höher der Preis steigt, desto höher können sich die Kleinaktionäre belehnen, um weitere Optionen kaufen zu können. Denn die Buchgewinne steigen ja wunderbar.

Fallen die Kurse erstmal nachhaltig, dann ist kein Halten mehr.

Was geht mich das alles an, mögen Sie fragen ?

Eine Investor:in, die ihr Portfolio ausreichend diversifiziert und versucht nachhaltig die Rente zu sichern, könnte nun Argumentieren: Was geht das mich an, wenn sich andere der Gier hingegeben.

Der Einwand ist, bis zu einem gewissen Punkt, sicher berechtigt.

Aber Investor:innen, die kostengünstige Index-ETF in ihren Portfolios haben, können sich diesem Wahnsinn eben nicht entziehen.

Der S&P 500 Index wird unterdessen massgeblich getrieben von Meta, Microsoft, Tesla, Amazon, Alphabet und Co. Eine Hand voll Aktien treibt den Index in ungeahnte Höhen. Währendem der grösste Teil der anderen 500 Aktien unter ihrem 50-Tage Schnitt handelt.

Das heisst, Anbieter von ETF werden gezwungen, ihre Positionen in diesen Aktien laufend zu erhöhen. Und somit ist auch die konservative Investor:in immer mehr in solche Aktien investiert.

Wo wird das enden ?

Wie bereits erwähnt, bin ich kein Crash-Prophet. Trotzdem komme ich nicht umhin, die mittelfristige Zukunft am Kapitalmarkt als eher düster einzuordnen. Es würde mich keineswegs erstaunen, falls der Kapitalmarkt mittelfristig um mehr als 30 bis 50 Prozent korrigiert.

Leider werden dann, das ist meine ehrliche Befürchtung, viele Kleinanleger und Menschen, die an einer Pensionskasse angeschlossen sind, viel Geld verlieren.

Mit mittelfristig meine ich die nächsten paar Monate. Es könnte dann sein, dass sich der Kapitalmarkt mehrere Jahre eher bärisch präsentiert.

Selbstrendend bietet eine solche Korrektur auch immer wieder gute Chancen für einen Neueinstieg. Natürlich nicht für Anleger, die mit gehebelten Produkten am Markt sind. Sondern für Anleger, die wohlweisslich eine Cash-Reserve zur Hand haben.

Ich persöhnlich erhöhe laufend meine Cash-Position, damit ich dann umgehend reagieren kann.


Im nächsten Blog werde ich auf mein aktuelles Portfolio eingehen und auch mein defintives Zielportfolio vorstellen. Es hat sich doch einiges getan. Vor allem auch wegen all der oben erwähnten Punkte.

In dem Sinne, bleiben Sie gesund in diesen verrückten Zeiten. Und wir appelieren: Impfen, statt schimpfen !